Gründung von EPOSA – Wie alles begann

Der erstaunlichen Historie des EchtzeitPOSitionierungssystem Austria (EPOSA) widmen wir mit diesem Beitrag, neben einer Betrachtung des aktuellen Ausbaustands, eine ausführliche Rückschau auf diese bemerkenswerte Initiative dreier österreichischer Unternehmen.

Von der Idee und Gründung von EPOSA bis hin zum TÜV geprüften Referenznetzbetreiber

Anfang der 1990er Jahre gab es bei der damaligen BEWAG, heute Energie Burgenland (EB), die ersten Bedarfsermittlungen und Markterhebungen über die Nutzung von geeigneten GPS-Referenzstationslösungen für die hauseigene Vermessung. Beraten wurde das Unternehmen bereits damals durch die Abteilung Höhere Geodäsie und Geophysik der TU Wien.

EPOSA Netz

Das gesamte EPOSA Netz auf einen Blick

Das führte 1994 zum Start einer Lösung für ein Referenzstationsnetzwerk mit 5 GPS-Referenzstationen. Diese sollten das gesamte Gebiet des Bundeslandes Burgenland abdecken und wurde damals als Satellitengestützte Vermessung der EB (SATVB) bezeichnet. Wesentliche Zielsetzungen waren homogene RTK-Lösungen über das Gesamtgebiet des Burgenlands. Weiterhin soll die Möglichkeit, Vermessungen im unternehmenseigenen Leitungsnetz unabhängig von Wetter und Tageszeit durch Ein-Mann-Trupps durchzuführen, gegeben sein.

Zum Ende der 1990er Jahre wurde hier bereits auf Basis der Netzlösung GNSMART von Geo++ und der GPS+GLONASS-Empfänger von JAVAD in Zusammenarbeit mit der ALLSAT auf ein GNSS-Referenznetz fokussiert, nahezu zeitgleich mit der ascos-Initiative von Ruhrgas AG und ALLSAT.

Die TU Wien begleitete die Einrichtung des GPS-Referenznetzes wissenschaftlich und führte die Qualitätssicherung durch. Wesentliche Eckpunkte dieser Lösung waren die Nutzung von amtlichen Festpunkten für eine flächendeckende Online-Transformation sowie die Verbreitung der GNSS-Korrekturen über ein standardisiertes RTCM-Format.

Mitarbeiter der Wiener Netze bei der Vermessung von Stromleitungen mithilfe von EPOSA

Mitarbeiter der Wiener Netze bei der Vermessung von Stromleitungen mithilfe von EPOSA

Die Pilotphase von EPOSA

In einer 3-jährigen Pilotphase ab 1998 konnten insbesondere die für ein Referenznetzwerk wichtigen Kommunikationsprobleme (64kB-Datenverbindungen, 4m/70cm-Funk für Korrekturdaten) gelöst werden. Mit der Zentralisierung der Softwarelösung zur Verarbeitung der Referenzstationsdaten und der sukzessiven Verbesserung der TK-Bandbreiten wurde bis 2001 schließlich eine 80%ige Verfügbarkeit für Vermessungen im Gebiet des Burgenlands erreicht. Mit dem Ende der Pilotphase, konnte der Produktivbetrieb für die Vermessung von EB aufgenommen werden.

Parallel wurden Kooperationsgespräche mit Betreibern nahezu identischer Referenzstationsnetze bei der Wiener Netze GmbH und den Österreichischen Bundesbahnen (ÖBB) aufgenommen. Dies führte bereits im Jahr 2001 zu einem Austausch und gemeinsamer Nutzung der Referenzstationsdaten von EB und Wiener Netze für jeweils interne Zwecke. Die nächste Produktivitätsstufe erfolgte im Jahr 2005 durch die Integration der GNSS-Lösung in eine GIS-Feldlösung. Diese koppelte alle operativen Arbeitsprozesse (Leitungsauskunft, Betrieb, Entstörung, Projektierung, Bau, Instandhaltung) mit der präzisen Positionierung. Im gleichen Jahr wurde auch die Kooperation zwischen EB, Wiener Netze und ÖBB besiegelt. Hierdurch war ein Österreich überdeckendes privat finanziertes und genutztes GNSS-Referenznetz entstanden.

Gründung von EPOSA im Jahr 2009

Schließlich stand im Jahr 2009 der Gründung von EPOSA als Kooperationsprojekt von Energie Burgenland, Wiener Netze und ÖBB nichts mehr im Wege. Es begann die österreichweite Vermarktung dieser Dienste, die wiederum durch die TU Wien wissenschaftlich begleitet und qualitätsgesichert wurden.

Die beteiligten Energieversorgungs- und Infrastrukturunternehmen besaßen und besitzen nicht nur die benötigten Standorte (Service-/Kundenzentren, Umspannwerke, Schaltstationen, Bahnhöfe, …), sondern auch die Informations- und Telekommunikationstechnik sowie das erforderliche Expertenpersonal für Aufbau und Betrieb von GNSS-Referenzdienstlösungen. Der Eigennutzen der beteiligten Unternehmen sorgt seitdem durch ständige Effizienzsteigerung in den eigenen Geschäftsprozessen für eine ausreichende Finanzierung der Dienste. Die landesweite Vermarktung und die Anforderung externer Kunden liefern die notwendige Motivation sowie die Mittel für ihre ständige Erweiterung liefern.

EPOSA hat gezeigt, wie eine solche Erfolgsgeschichte mit Bereitschaft zur Innovation und langem Atem geschrieben werden kann.

Umbau der Referenzstation Seefeld in Tirol Winter 2017/2018

Umbau der Referenzstation Seefeld in Tirol Winter 2017/2018

EPOSA – Für die Zukunft gerüstet

Das Echtzeitpositionierungssystem Austria (EPOSA) deckt mit seinem Referenzstationsnetzwerk seit vielen Jahren die gesamte Fläche des österreichischen Staatsgebietes ab. Durch die Nutzung von Referenzstationen in benachbarten Ländern kann darüber hinaus ein deutlich größeres Gebiet abgedeckt werden. Entlang der Grenzen mit Deutschland, der Schweiz, Italien und Ungarn ist der Empfang Korrekturdaten im RTCM-Format somit problemlos möglich. EPOSA ist eine geschützte Marke, unter deren Dach die von den Kooperationspartnern Energie Burgenland, Österreichische Bundesbahnen und Wiener Netze GmbH bereitgestellten GNSS-Dienste gemeinsam betrieben und vermarktet werden.

Um für künftige Anforderungen unserer Kunden gerüstet zu sein, hat sich EPOSA im Jahr 2016 entschieden, alle Antennen und Empfänger der Referenzstationen zu tauschen und durch modernste Produkte zu ersetzen. Diese sollen alle Satellitensignale von GPS, GLONASS, Galileo und BeiDou empfangen können.

Nach einer intensiven Testphase aller verfügbaren Produkte durch die Universität Wien, in einem eigens dafür eingerichteten Referenzstationsnetzwerk wurden JAVAD Delta-3 Empfänger und JAVAD RingAnt-G5T Antennen für alle Stationen gekauft. Zum Jahresbeginn 2018 lieferte ALLSAT die Ausrüstung. Mitarbeitern des Konsortiums installierten diese im Frühling innerhalb von drei Monaten auf insgesamt 39 Referenzstationen des EPOSA-Netzes. Die letzte Station mit neuer Ausrüstung ging am Sonnblick in über 3100 m Höhe in Betrieb. Installationsort ist eine Forschungsstation der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik.

Seitdem läuft das JAVAD-Equipment ohne Probleme und liefert perfekte Ergebnisse für unsere Dienste. In diesem Jahr laufen die Tests für die Integration der Satellitensignale von Galileo und BeiDou in die Services von EPOSA. Nach deren Abschluss werden GNSS-Korrekturdaten im RTCM-Format und Rohdaten im RINEX-Format für alle 4 Satellitensysteme für unsere Kunden zur Verfügung gestellt. Damit bieten wir umfassende und modernste GNSS-Dienste in Österreich und im Grenzgebiet zu den umliegenden Ländern.

Umbau der Referenzstation Sonnblick auf 3000 m Höhe

Umbau der Referenzstation Sonnblick auf 3100 m Höhe

Der EPOSA-Service

EPOSA stellt seinen Kunden seit bereits 15 Jahren Services und Dienstleistungen zur Verfügung. Hierunter fallen Echtzeitkorrekturdaten, RINEX-Daten für das Post-Processing, Transformationsservices, Leihgeräte sowie Schulungen und sonstige Dienstleistungen rund um GNSS. Die EPOSA-Kooperationspartner nutzen die DGNSS-Dienste in ihren Unternehmen vorrangig für Leitungsdokumentation im Energiebereich (Strom, Gas, Fernwärme) und im Telekommunikations-Infrastruktur. Bei der ÖBB sind u.a. das Tracking von Lokomotiven und Triebfahrzeugen sowie von Spezialfahrzeugen weitere Anwendungen. Auch Deformationsmessungen und Monitoring an Infrastrukturen wie Bauwerken oder Freileitungen werden auf Basis von EPOSA durchgeführt.

Mit der Modernisierung unserer Infrastruktur und der Erweiterung um die Satellitensysteme Galileo und Beidou erwarten wir erweiterte und auch ganz neue Anwendungsbereiche für unsere Services.

Seit 2019 ist EPOSA als der dritte Referenznetzbetreiber in Europa TÜV zertifiziert. 

EPOSA Logo