Der JAVAD Triumph-3 ist bereits bei zahlreichen Anwendern weltweit im Einsatz und gilt heute als das flexibelste JAVAD-System. Die ALLSAT hat ihren Supportingenieur Kai Zimmermann noch einmal um sein Statement zu dem Gerät gebeten. Herr Zimmermann ist bereits seit vielen Jahren bei der ALLSAT und Spezialist für die Geräte von JAVAD GNSS. Erfahren Sie hier, warum er den Triumph-3 als das bisher am flexibelsten nutzbare JAVAD-System beurteilt.
Wie beurteilen Sie die Geschwindigkeit der RTK-Anbindung und die Korrekturdateneinwahl?
Das interne LTE-Mobilfunkmodem wählt sich schnell und zuverlässig in das Mobilfunknetz ein.
Im Vergleich zu vorherigen JAVAD Smartantennen startet das interne LTE Modul noch schneller.
Die externe Mobilfunkantenne besitzt einen SMA-Anschluss und ist dadurch austauschbar.
Mit der Standardantenne laufen die Korrekturdaten bereits stabil ein.
Ein wirklicher Kundenvorteil ist, dass mit dem Antennentausch die Möglichkeit besteht, bei sehr schlechter Netzabdeckung Antennen mit einem höheren Antennengewinn zu nutzen.
Die Korrekturdaten können über NTRIP, einer eigenen, direkten Serververbindung (Mobilfunk, WLAN, LAN) oder über Funk empfangen werden. Auch die Verarbeitung von Korrekturdaten über die physikalische USB-Schnittstelle – oder über Bluetooth (beides virtuell seriell) ist möglich. Allerdings finden diese Varianten heutzutage nur noch in Spezialprojekten Anwendung, nicht bei der typischen Anwendungsweise eines modernen, präzisen Positionierungssystems.
Wie ist die RTK Performance und wie schnell reagiert der Empfänger?
Der Empfänger erlangt sehr schnell den RTK-Fixed-Zustand und behält diesen auch stabil bei.
Getestet wurden die GNSS-Dienste von AXIO-NET (Trimble-Netz), Hexagon SmartNet (Leica-Netz) und SAPOS (Geo++-Netz). Die Fixing Performance ist bei allen Diensten vergleichbar gut (Firmware 4.1.00).
Für die neuen Satellitensysteme Galileo und BeiDou wurden in den letzten Monaten Optimierungen auf Dienst- und Herstellerseite vorgenommen, so dass inzwischen alle GNSS zuverlässig verwendet werden können. Dieser Prozess ist jedoch fortlaufend und betrifft alle GNSS-Hersteller, da sich auch die Satellitensysteme stetig weiterentwickeln (z.B. mit neuen Frequenzen und Diensten).
Der Anwender hat beim JAVAD Triumph-3 die Möglichkeit, den Multi-RTK-Modus zu aktivieren. Hier werden sechs RTK-Engines parallel gestartet, welche jeweils eine RTK-Lösung mit voneinander abweichenden Satellitenkonstellationen berechnen. Die Gerätefirmware gewichtet diese Lösungen automatisch und gibt die Lösung mit der höchsten Sicherheitswahrscheinlichkeit aus. Damit überprüft der Empfänger quasi ständig die Qualität der Lösung.
Auch JAVADs neues RTPK wird voll unterstützt. Es bietet eine zusätzliche Möglichkeit der präzisen Positionsbestimmung, in einer Art echtzeit-nahem Post-Processing. Hierbei werden die Korrekturdaten der Referenzstation oder eines GNSS-Dienstes und Rohdaten des Empfängers parallel zur Standard RTK-Messung auf dem internen Speicher aufgezeichnet und bei Messende in einem schnellen Post-Processing ausgewertet. Der Empfänger bestimmt also neben der RTK-Lösung auch eine Post-Processing-Lösung direkt im Felde. Dies ist dann besonders interessant, wenn in stark gestörter Umgebung gearbeitet werden muss. Je nach verwendeter Controller-Software können dann entweder die RTK- oder RTPK-Lösungen abgespeichert werden. Alternativ kann die RTPK-Lösung auch als Kontrolle für die RTK-Echtzeitlösung verwendet werden.
Eine Rohdatenaufzeichnung auf den internen Speicher für ein späteres Post-Processing ist zusätzlich jederzeit möglich. Dadurch kann bei Bedarf auch eine Post-Processing Auswertung im Nachgang vorgenommen werden.
Eine Besonderheit der aktuellen JAVAD Firmware, die auch auf allen anderen aktuellen JAVAD Empfängern installiert werden kann, ist das systemunabhängige RTK-Fix. Damit ist es möglich, jedes Satellitensystem separat zu verwenden und mit diesem jeweils eine eigenständige, präzise Position zu bestimmen. Dies kann von Bedeutung sein, wenn einzelne GNSS durch Störsender (sog, Spoofer) gestört werden.
Warum der Triumph-3 Empfänger hier gegenüber älteren Empfängergenerationen weiterhin hervorsticht, liegt an der hohen Prozessorleistung. Diese ist bei älteren Empfängern, trotz identischer Firmware, neben der Anzahl an Empfangskanälen, oftmals ein limitierender Faktor bei der Leistung im Feld.
Und die Geschwindigkeit mit GNSS, Galileo, MultiGNSS?
Sobald der Triumph-3 fertig gebootet ist, was bereits in weniger als 20 Sekunden passiert, gibt er schon eine valide Position aus. Denn auf dem Empfänger läuft inzwischen ein Linux Betriebssystem.
Aufgrund der hohen Anzahl von Empfangskanälen (874), ist es dem Empfänger möglich, alle derzeit vorhandenen GNSS-Signale parallel zu tracken und für die Positionsbestimmung zu verwenden.
Eine Besonderheit stellt das konfigurierbare Independent Tracking der JAVAD-Firmware dar. Dieses ist durch die Firmware bei allen aktuellen Empfängern aktivierbar. Hierdurch werden die Satellitensignale unabhängig vom CA-Code empfangen und können auch bei gestörtem CA-Code sicher für die Positionsbestimmung verwendet werden. Die Satellitensignale werden also, wie der Name des Modus schon sagt, alle unabhängig voneinander getrackt und verwendet.
Und die Spoofing Option?
Die neue Spoofing-Option ermöglicht, seit der neusten Firmware 4.1.00 zusätzlich, das Erkennen von Spoofern (verfälschten GNSS Signalen) und Störern (Jamming) in Echtzeit. Diese können dann direkt aus der Positionslösung entfernt werden. Der Anwender braucht sich damit um das Signaltracking keinerlei Gedanken zu machen. Dabei benötigt die Spoofing Funktion (Anti-Spoofing wäre vermutlich eine bessere Bezeichnung) kaum Prozessorleistung, kann also permanent aktiviert sein, ohne Akkulaufzeit zu kosten.
Im Gegensatz zu zukünftigen GPS- und Galileo-Diensten, die über eine spezielle Authentifizierung versuchen, ein Spoofing zu verhindern, ist die von JAVAD verwendete Variante unabhängig von speziellen Nachrichten eines GNSS-Betreibers oder eines speziellen Dienstes.
Wie sind das Gewicht und das Handling mit dem Triumph-3?
Der Triumph-3 ist kompakt und robust gebaut. Durch die „Backsteinform“ kann man ihn überall gut ablegen oder positionieren. Am Stab befestigt rollt er auch nicht weg wie ein rund konfektionierter Empfänger, wenn er kurz an einer Hauswand abgestellt wird – und im Gegensatz zu älteren JAVAD-Smartantennen wurde das Gewicht stark verringert. Das Hauptgewicht lässt sich auf den großen, internen Akku zurückführen. Dadurch ist das Handling des Lotstabes mit montiertem Triumph-3 stark verbessert.
Wie ist die Performance unter schwierigen Bedingungen, z.B. bei Abschattung?
Aufgrund von exzellentem Tracking- und exzellenter Signalverarbeitung (hohe Prozessorleistung, Linux on Bord, 874 Kanäle), Independent Tracking, 6 RTK Engines, RTPK, Rohdatenaufzeichnung und Spoofing Detection & Eliminierung kann mit dem Triumph-3 bei jeder GNSS-Anwendung eine präzise Lösung bestimmt werden.
Grundsätzlich reicht schon die Standardkonfiguration des Empfängers aus, um unter schwierigsten Bedingungen eine RTK-Position zu bestimmen. Die beschriebenen Zusatzfeatures machen das System noch flexibler in vielen Anwendungen.
Wie ist die Akkulaufzeit des Triumph-3?
Ein weiterer Pluspunkt des Empfängers ist die hohe Akkulaufzeit (Herstellerangabe 12 Stunden). Der volle Arbeitstag ohne Akkuwechsel ist somit sichergestellt.
Mit welcher Software kam der Tirumph-3 bisher zum Einsatz?
Wir haben als Software bisher NetView&Modem, JMT und natürlich die ALLSAT Softwarelösung GART verwendet.
Wem würden Sie den Triumph-3 empfehlen?
In der Grundausstattung ist der Empfänger hervorragend für die präzise Bestimmung von Koordinaten geeignet. Durch die baukastenartige Freischaltung von zusätzlichen Features sind Spezialfunktionen und Leistungsfähigkeit beliebig erweiterbar. Und da die Firmware alle aktuellen JAVAD Features unterstützt ist auch jede andere Anwendung vorstellbar. Selbst als Referenzstationsempfänger ist das Gerät über einen externen GNSS-Antennenanschluss nutzbar, oder auch als Basisstation mit integriertem UHF-Modem.
Fazit: In meinen Augen ist der JAVAD Triumph-3 bisher das am flexibelsten nutzbare JAVAD System.
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