30 Jahre ALLSAT – warum so und nicht anders?

Ein Rückblick auf 30 Jahre ALLSAT

von Jürgen Rüffer

Im Jahr 1991 wurde die ALLSAT geboren, und ein Ursprung war wie so häufig bei Neugründungen die Überzeugung, etwas Bedeutendes alleine besser machen zu können. 

Meine Mitgründer (Angela Beckmann, Siegfried Krüger, Lars Gerdau) und ich arbeiteten nach einem Studium der Geodäsie in verschiedenen Unternehmen als angestellte Ingenieure recht erfolgreich – und nach einigen Jahren im Job allerdings auch ziemlich unzufrieden. 

Alle waren wir auf verschiedenen Wegen mit dem gerade erwachenden GPS verbunden. Ich selbst durch mein Studium an der Universität Hannover, wo ich durch meinen Lehrer Professor Dr. Günter Seeber bereits 1977 auf die faszinierenden Möglichkeiten des geplanten Global Positioning System aufmerksam wurde. Und diese Faszination hat mich bis heute nicht losgelassen, sie wurde nur noch gesteigert durch weitere Global Navigation Satellite Systems (GNSS), die im Lauf der Jahre meinen beruflichen Weg kreuzten. 

In unseren Jobs bis 1991 fühlten wir uns beengt durch unterschiedliche Geschäftsmodelle und -strategien, die einer extensiven Nutzung des GPS für geodätische Anwendungen im Wege standen.  

Also ab ins kalte Wasser einer Neugründung, mit viel beruflicher Erfahrung sowohl im Inland als auch im Ausland und in spannenden Projekten, aber wenig konkreter Erfahrung in Unternehmens- und Personalführung, kaum betriebswirtschaftlichem Knowhow und keinerlei Marketing- oder Vertriebserfahrung. Dafür aber mit einem unbändigen Willen, es allen in unserem Umfeld zu zeigen und mit dem Mut hungriger junger Menschen, für die kein Projekt zu groß und wagemutig war.  

Was uns von Anfang an und die ALLSAT noch heute auszeichnen sollte, war der unbedingte Wille zu Top-Qualität: lieber wollten wir mit unserem Qualitätsanspruch untergehen, als unseren geschäftlichen Erfolg minderer Qualität zu opfern.  

Außerdem wurde die ALLSAT in die spannendste Zeit der deutschen Geschichte geboren, als die beiden deutschen Staaten zu einem Staat vereint wurden, nicht ohne gehörige Brüche bis in die aktuelle Zeit. Viele unserer Ingenieure in den vergangenen 30 Jahren kamen dann auch aus den neuen Bundesländern und brachten weitere hungrige Mitarbeiter zur ALLSAT, die neugierig auf unsere internationalen Projekte waren und uns zum Teil bis heute in spannende neue Gebiete der Satellitengeodäsie begleiten. 

Die Erfolgsgeschichte der ersten Jahre wäre ohne die Deutschen Bahnen, damals noch Deutsche Bundesbahn und Deutsche Reichsbahn, so nicht möglich gewesen. Der Bedarf zur Nutzung des GPS für hochpräzise Vermessungen für die riesigen Neubau- und Sanierungsprojekte der Bahnen in Deutschland war viel größer, als wir und eine Handvoll weiterer Anbieter dieser innovativen Vermessungstechnik leisten konnten. Folglich haben wir uns auch schon früh zusätzlich zu unseren Vermessungsprojekten auf eine Art Entwicklungshilfe für Ingenieurbüros eingelassen, die uns in der ganzen Republik bekannt machte, aber auch schnell neue Konkurrenz erzeugte. 

Die deutschen Bahnen, die in den 90er Jahren dann schnell zur Deutschen Bahn wurden, waren einer der herausfordernsten Auftraggeber in meiner Karriere der ALLSAT. Es kamen schnell internationale Kunden auf der Arabischen Halbinsel dazu, die ich noch in meiner Zeit bei der Prakla Seismos und vermittelt durch das deutsche Unternehmen Hansa Luftbild kennenlernen durfte. Ebenfalls höchst anspruchsvolle Kunden, aber dafür sehr spendabel und dankbar für erstklassige Leistungen. Und was gibt es für einen Geodäten Herausfordernderes als die Vermessung und oberirdische Markierung einer Staatsgrenze? Fast nichts! Drei Staatsgrenzen sind es in meiner beruflichen Laufbahn schließlich geworden, jede davon mit anderen Herausforderungen, die mich jeweils zu Beginn vielleicht hätten zögern lassen, wenn ich davon vorab gewusst hätte. 

ALLSAT – dieGNSSspezialisten 

Bereits im Vorfeld der ALLSAT-Gründung im September 1991 begegnete ich den zwei begnadetsten Persönlichkeiten der Satellitengeodäsie, und es fällt mir schwer, welchen von beiden ich zuerst nennen soll. Am besten in der Reihenfolge ihres Erscheinens in meinem beruflichen Leben: 

  • Dr. Gerhard Wübbena (heute Inhaber und Geschäftsführer von Geo++), damals Student und später Doktorand an der heutigen Leibniz Universität Hannover und bis heute inspirierender Freund, Kollege und Partner für viele Projekte und Entwicklungen bei der ALLSAT, 
  • und Dr. Javad Ashjaee, leider im vergangenen Jahr zu früh verstorbener und genialster mir bekannter Erfinder geodätischer GNSS-Produkte für die Firmen Trimble, Ashtech, Javad Positioning Systems und JAVAD GNSS, dessen Hardware wir von Beginn an bis heute in unzähligen Projekten nutzten und noch nutzen. 

Mit beiden GNSS-Pionieren verbindet mich eine 30-jährige Freundschaft und Verbundenheit, und mit ihnen verbindet uns bei der ALLSAT auch der Wille zu bester Qualität für unsere Arbeit. 

Der Weg der ALLSAT wird bis heute nicht nur von zahlreichen Ups und Downs gesäumt, sondern ebenso von unserem Wunsch, immer Neues auszuprobieren und zum Erfolg für unsere Kunden und unsere Mitarbeiter zu bringen. Das hat uns im Lauf der 30 Jahre ALLSAT eine Reihe prominenter Kunden gebracht, angefangen mit den deutschen Bahnen und Hansa Luftbild sowie meinem früheren Arbeitgeber Prakla Seismos. Später hinzu kamen die Deutsche Flugsicherung, das Bundesamt für Kartographie und Geodäsie, die Ruhrgas AG, die EADS (heute Airbus), DLR und GFZ, verschiedene Staaten in Arabien, die RAG Aktiengesellschaft sowie eine kaum zählbare Anzahl wichtiger Kunden, die uns bis heute inspirieren, immer wieder Neues für sie zu finden und zu erfinden. 

Genau das hat mich und meine Kolleginnen und Kollegen bei der ALLSAT immer am meisten inspiriert, und so soll es auch bleiben. 

ALLSAT – denn Sicherheit ist messbar 

Zu den technischen Highlights, die uns seit inzwischen drei Jahrzehnten gelungen sind, zählen: 

  • die Datenübertragung von GNSS-Korrekturen mit Mobilfunk und ein weltweit erster RTK-Empfänger in den späten 90er Jahren;  
  • die selbst entwickelte Software GART für die Steuerung von GNSS-Empfängern auf Basis eines Windows-CE Feldrechners, die zu ihrem Erscheinen auf dem Markt ebenfalls weltweit einmalig war; 
  • nicht zu vergessen das erste kommerzielle GNSS-Referenznetz ascos, das wir für die Ruhrgas AG entwickelt, aufgebaut und betrieben haben. Zu einem Zeitpunkt, als wir insbesondere von anderen GPS-Herstellern für die Nutzung von GPS und GLONASS auf Basis der Empfänger von Javad Positioning Systems belächelt oder gar bemitleidet wurden. Irgendwann war der ascos-Dienst schließlich einem der größten und ältesten GNSS-Hersteller wertvoll genug, dass er ihn zusammen mit dem von uns mitgegründeten Unternehmen AXIO-Net kaufte. 
  • Und bereits seit 2008 befassen wir uns bei ALLSAT mit dem Monitoring von Bauwerksstrukturen und Bodenbewegungen, als dies mit dem Einsturz des Kölner Stadtarchivs erstmal in die Schlagzeilen geriet. Daraus ist mit GLOMON eine Software-Eigenentwicklung und eine Marke geworden, deren Potential noch viel Luft nach oben hat. 

Seit dem Ende der 90er Jahre fußt der Erfolg der ALLSAT auf 3 Säulen

  • den Ingenieurleistungen, in denen wir immer wieder neue Herausforderungen suchen und Routine nur solange eine Rolle spielt, bis wir ein Projekt erfolgreich zu Ende gebracht haben; 
  • dem Produktvertrieb, der sich immer das Beste vom Besten gesucht hat, ohne unser vorrangiges Interesse nach wirtschaftlicher Unabhängigkeit zu opfern; 
  • und den Entwicklungen in Software, Verfahren und Hardware-Produkte, die für den Erfolg unserer Kunden benötigt werden. 

In diesem Mix sind wir vermutlich einmalig im deutschsprachigen Raum und haben inzwischen die Partner gefunden, die uns diesen Weg ermöglichen und davon ebenso profitieren wie unsere Kunden. 

In 30 Jahren ALLSAT haben wir uns immer auch der Öffentlichkeit präsentiert, sei es auf der Intergeo, auf der wir in diesem Jahr 30 Jahre ALLSAT und 30 Jahre Teilnahme als Aussteller feiern wollen. Oder mit Ausstellungen und Vorträgen auf einer Vielzahl nationaler und internationaler Konferenzen, von denen wir die ALLSAT OPEN in Hannover in unregelmäßiger Folge 9 Mal selbst organisiert haben. 

Seit 2005 gibt das jährlich erscheinende ALLSAT-Journal aktuelle Einblicke in unsere Kundenprojekte und in unser sich ständig erweiterndes Portfolio. 

Unsere neuen Ideen ziehen wir zum einen aus den Anfragen und Wünschen unserer Kunden, und zum anderen aus der Vielseitigkeit unseres Teams, in dem heute Geodäten, Informatiker und Softwareentwickler, Systemelektroniker und andere IT-Spezialisten, Kaufleute, Wirtschaftsingenieure, Logistiker, Marketingspezialisten und Bürokaufleute vertreten sind. Im regelmäßigen Austausch mit befreundeten Hochschulinstituten, insbesondere in Niedersachsen, suchen wir ständig nach jungen Ingenieuren mit Ideen für die Weiterentwicklung von Technologien und Verfahren sowie für unser Team. 

Wir sind stolz auf viele Studenten und Jung-Ingenieure, die seit Jahren einen festen Kern des ALLSAT-Teams und mit Michael Schulz auch des ALLSAT Managements stellen oder es nach einigen Jahren bei ALLSAT zu hervorragenden Experten in anderen Unternehmen gebracht haben. 

Seit Anfang der 2000er Jahre bildet die ALLSAT als IHK-Ausbildungsbetrieb regelmäßig junge Menschen in den Bereichen Bürokommunikation, Kaufleute des Groß- und Außenhandels sowie in verschiedenen IT-Berufen aus. Und unsere besten Auszubildenden haben es zu exzellenten Mitarbeitern und mit Igor Bruss sogar in das Management der ALLSAT geschafft. 

Und so oder so ähnlich soll und wird unser Weg weitergehen. Mit immer neuen Herausforderungen und Problemlösungen, Erfindungen und spannenden Projekten und einem Team, das seinen Weg mit anspruchsvollen Aufgaben und in seiner fachübergreifenden Struktur und Größe weitergehen wird. 

Auf dieses ALLSAT-Team bin ich besonders stolz.  


IHR ANSPRECHPARTNER

Jürgen Rüffer

Tel.: (0511) 30399-0
juergen.rueffer@allsat.de