Fehmarnbelt Positionierungssystem (FBPS)

Lesen Sie zu dem Thema “Fehmarnbelt Positionierungssystem” auch den Artikel im VDV-Magazin 3/2011.

Aufbau des grenzüberschreitenden Fehmarnbelt Positionierungssystems

Eine lang gehegte europäische Vision nimmt Gestalt an: eine feste Verbindung über den Fehmarn zwischen den Inseln Fehmarn (Deutschland) und Lolland (Königreich Dänemark), die Skandinavien enger an das Verkehrswegenetz Kontinentaleuropas anbindet. 2008 wurde der Staatsvertrag zwischen den Anrainern unterzeichnet, wenig später die Errichtung sowie der Betrieb eines lokalen GNSS-Referenznetzes europaweit ausgeschrieben. Den Zuschlag für das Fehmarnbelt Positionierungssystem erhielt AXIO-NET, die das Netz in Kooperation mit ALLSAT aufbaut und betreiben wird.

Der Verkehrsweg über den Fehmarnbelt soll sich über rund 20 Kilometer zwischen Fehmarn und Lolland erstrecken und den Personen- und Güterverkehr zwischen den Metropolregionen Stockholm, Kopenhagen/Malmö, Hamburg und Berlin erleichtern. Im Jahr 2018 soll die Querung fertiggestellt sein. Die Planungen gehen von einem Verkehrsaufkommen von rund 10.000 PKW, Bussen und LKW täglich aus. Zudem wird eine Eisenbahnverbindung geschaffen, die in erster Linie dem Güterverkehr dienen soll.

Die Entscheidung, ob die Querung als Brücke oder Tunnel ausgeführt werden wird, soll 2012 fallen. Bis dahin erfolgt die Untersuchung von verschiedenen Designvorschlägen. Entweder wird das größte Brückenbauwerk Europas mit mehr als 700 m Spannweiten zwischen den bis zu 280 m hohen Pylonen errichtet, oder ein 19 km langer Absenktunnel mit vier autarken Röhren – jeweils zwei für Kraftfahrzeuge und Eisenbahnen. Die EU stellt zur Einrichtung der festen Fehmarnbeltquerung aus dem TEN-V-Programm 330 Millionen Euro für den Zeitraum 2007 bis 2013 zur Verfügung.

Grenzüberschreitendes Referenznetz

GNSS-Station des Fehmarnbelt Positionierungssystems

Installation GNSS-Station

Das Referenznetz wird die gesamte Baustelle permanent mit GNSS-Korrekturdaten versorgen und über den Bau hinaus mindestens weitere drei Jahre für Monitoringzwecke zur Verfügung stehen. AXIO-NET und ALLSAT errichten und betreiben das Netz. Auftraggeber ist die Femern A/S, die vom dänischen Verkehrsministerium für Vorbereitung und Planung der festen Fehmarnbeltquerung gegründet wurde. Deren Mitarbeiter bringen Erfahrungen aus dem Bau der Storebælt-Brücke am Großen Belt und der Øresund-Verbindung zwischen Dänemark und Schweden mit.

Für die Fehmarnbeltquerung wird ein eigenständiges, unabhängiges Netz aus vier GNSS-Referenzstationen aufgebaut – das Fehmarnbelt Positionierungssystem. Hierzu ist die Errichtung von je zwei Stationen auf deutscher und dänischer Seite notwendig. Die Arbeiten begannen im Herbst 2009. Es finden hochwertige Empfänger des Typs Leica GRX1200+ sowie Referenzantennen Leica AR25 Verwendung. Derzeit sind nur die tatsächlich verfügbaren GPS-/GLONASS-Signale ausschlaggebend, die GNSS-Empfänger sind allerdings bereits für die Verarbeitung der Signale von GPS L5 und Galileo vorbereitet. Ein späteres Upgrade ist geplant. Trotz winterlicher Bedingungen wurden die Referenzstationen auf Lolland und Fehmarn bis Februar 2010 fertiggestellt und in den Testbetrieb genommen.

Richtfunkantenne des Fehmarnbelt Positionierungssystems

Richtfunkantenne des FBPS

Einsatz von bewährten Softwarelösungen im FBPS

Als Vernetzungssoftware kommt GNSMART von Geo++ GmbH zum Einsatz. Dadurch ist die Erfassung und Modellierung von Satellitenbahnfehlern und ionosphärischen Störungen und die Reduktion von Mehrwege-Einflüssen möglich. Im lokalen Netz zwischen Dänemark und Deutschland ist der Betrieb beliebig viele GNSS-Empfänger gleichzeitig möglich. Die angestrebte RTK-Genauigkeit liegt bei <0,8 cm in der Lage und <1,6 cm in der Höhe. Obgleich im Postprocessing höhere Genauigkeiten erreichbar sind.

Jede der Referenzstationen ruht auf einem tiefgründigen Fundament. Die Koordinaten der GNSS-Monumente sind somit praktisch unveränderlich – Grundvoraussetzung für eine zuverlässige Korrektur in höchster Präzision. Die Referenzstationen senden über Funk rund um die Uhr RTK-Korrekturdaten für die Echtzeitpositionierung in den Bereich der zukünftigen Großbaustelle. Dort werden diese dann für Vermessung, Maschinensteuerung, oder Positionierung einzelner Bauteile genutzt. Die Sendestärke ist so dimensioniert, dass die Funkausbreitung jeder Station mindestens bis zum jeweils gegenüber liegenden Ufer reicht. Das System ist hinsichtlich Zuverlässigkeit und Verfügbarkeit bei minimaler Ausfallquote optimiert.

Informationen über die Fehmarnbeltquerung sind verfügbar unter www.femern.de.